Kapellen-Pilgerweg 5.Etappe
Am 17.11.2019 von Schweigen (Pfalz) nach Bad Bergzabern.
Obwohl die Wetteraussichten nichts gutes versprachen, sind mit Wanderleiter Edgar Meier 9 Wanderer/innen mit der Bahn nach Wissembourg gefahren. Abfahrt in Berghausen bereits um 7:51 Uhr. Weil unsere Bahn ab Winden 5 Minuten Verspätung hatte und die Umsteigezeit in Wissembourg nur 4 Minuten betrug, war unser Bus nach Schweigen schon weg. Also sind wir schnurstracks nach Schweigen gelaufen, um die vereinbarte Führung in der Kirche in Schweigen noch erleben zu können.
Pfarrer Kemper von der Protestantischen Christuskirche in Schweigen hat uns vor der Kirche in Empfang genommen und uns gleich in das Innere der Kirche geführt.
Hr. Kemper berichtete ausführlich über die wechselvolle Geschichte des Protestantismus, der evangelischen und der katholischen Kirche, je nach Adels-Obrigkeit im Grenzort Schweigen und die Abhängigkeit zum Kloster Weissenburg.
Die Kirche liegt unmittelbar am Marktplatz. Sie wurde 1758/59 erbaut, der Kirchturm reicht ins 14. Jahrhundert zurück und ist damit das älteste Bauwerk in Schweigen-Rechtenbach. Die Dorfkirche ist gut eingefügt in die Landschaft und den Ort und besonders sehenswert. Die historisch wertvolle Stieffel-Orgel von 1789/90 wurde von den Gebrüdern Oberlinger, Windesheim, neu aufgebaut und am 4. August 2002 feierlich eingeweiht.
Nach all den Informationen machten wir uns schnell auf den Weiterweg über Rechtenbach hinauf zur Burg Guttenberg auf dem Schlossberg (503 m). In der Zwischnezeit hat es angefangen zu nieseln. Der Aufstieg zur Burg war anstrengend, so dass wir nicht nur von außen sondern auch von innen ganz schön nass waren.
Von der Burg sind nur geringe Teile erhalten, da sie nach ihrer Zerstörung als Steinbruch benutzt wurde. Auf der Bergkuppe errichtet, die von einem Felsenriff gekrönt ist, bedeckte sie ursprünglich eine Fläche von etwa 50 mal 25 Metern. Von den drei Türmen der Oberburg auf dem Felsenriff ist nur der Bergfried teilweise erhalten. Daneben befinden sich in diesem Bereich noch zahlreiche Balken- und Pfostenlöcher und die Reste einer in den Fels gehauenen Treppe, die einst als Verbindung zur Unterburg diente. Von dieser existieren noch Teile der Umfassungsmauer, Gebäudefundamente und ein Tor. Heute stellt der Felsen der Oberburg eine Plattform dar, welche den Ausblick über den Oberen Mundatwald und die Rheinebene ermöglicht. Wegen des Nebels und den tiefhängenden Regenwolken haben wir auf den Aufstieg auf die Plattform verzichtet.
Wegen des Nebels erschien der Wald in einem mystischen Licht. Es war schön, durch den Regenwald zu wandern. Witterungsbedingt wurden nur wenige kurze Pausen eingelegt und sind so schon bald an den drei Eichen und, entlang dem Oberotterbacher WestWallWeg, auf dem Stäffelsberg (481 m) angekommen.
2009 wurde der letzte und längste Teilabschnitt des „WestWallWegs Otterbachabschnitt“ durch Ministerpräsident Kurt Beck eröffnet.Bei Oberotterbach finden sich noch zahlreiche Ruinen verschiedener Bunkertypen, Reste von Panzergräben. Ringständen (d.s. Ein-Mann-Bunker) und Schützengrabensysteme von 1944/45.
Beim Stäffelsberg erging es uns wie bei der Burg Guttenberg, nur dass es mittlerweile noch ärger regnete. Ein Aufstieg auf die Plattform in 21 m Höhe hätte sich nicht gelohnt. Schade, dass wir die einmalige Panorama-Rundumsicht nicht genießen konnten. Nach einem kurzen Päuschen in der Schutzhütte neben dem Aussichtsturm ging es deshalb gleich weiter, an drei Stationen des Märchenwegs vorbei, zum nächsten Kleinod auf unserem Weg: Die Kolmerbergkapelle.
Leider wurden wir auch hier vom Pech verfolgt. Die Kapelle und das Einsiedlergebäude waren wegen Renovierungsarbeiten vollständig eingerüstet. Die Kolmerbergkapelle ist eine der beliebtesten und bekanntesten Wallfahrtskapellen der Südpfalz. Erste Urkunden dieses alten Wallfahrtsziels stammen aus dem Jahr 1470. Im Laufe der Zeit wurde das Gebäude mehrmals zerstört und wieder aufgebaut. Der Einsiedler Martin Schaaf baute die Kolmerbergkapelle zwischen 1804 und 1815 zu ihrer heutigen Form aus. Die Kolmerbergkapelle ist ein Ort mit einer ganz besonderen Ausstrahlung. Ziel der Wallfahrer war und ist das aus dem 15. Jahrhundert stammende gotische Gnadenbild „Die Mutter Gottes". Auch hier gingen wir rasch weiter und kamen recht schnell nach Dörrenbach, das Dornröschendorf, mit seiner sehenswerten Wehrkirche St. Martin, die seit 1684/85 bis heute als Simultankirche dient. Der älteste Teil der Kirche, der Unterteil des Chorraumes, stammt aus der Zeit um 1300; die Teile darüber sind der Spätgotik (16. Jahrhundert) zu zuordnen. Schlüsselloch-Scharten zeigen, dass der Turm auch zu Verteidigungszwecken genutzt wurde. Darüber ragt weithin sichtbar der achtseitige Spitzturm der Kirche. Eine Rarität ist auch das Treppentürmchen mit dem „Lichterker", dessen einfallendes Licht zum Gebet für die Toten ermahnen sollte und zugleich als Trost für die Hinterbliebenen galt. Die Sonnenuhr über der Eingangstür hat bis heute nichts an Genauigkeit verloren. Beeindruckend ist auch die Mauerstärke von rund zwei Metern. Ausgeschmückt ist der Chorraum mit Gemälden aus dem 14./15. Jahrhundert. Unter den fünf Glocken im Glockenturm läutet heute noch eine der ältesten Glocken der Pfalz, aus der Zeit um 1330. Sie hat alle Kriegs- und Notzeiten gut überstanden. Diese Angaben zur Kirche machte Edgar Meier während wir an der Kirchenmauer entlang in das schöne Fachwerkdorf hinabstiegen.
Noch einmal ging es durch den Wald bis wir nach kurzem Abstieg im Kurpark von Bad Bergzabern ankamen. Erste Station im Ort war der Böhämmebrunnen, der an den alten Brauch der Böhämmerjagd erinnern soll, die in Bad Bergzabern lange Zeit rege betrieben wurde und bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts verbreitete Methode des Erlegens mittels Blasrohr von im Winter in großen Schwärmen in die Wälder einfallenden Bergfinken, hier Böhämmer, war.
Nächste Station nach einem kurzen Weg durch die Altstadtgassen und vorbei an Resten der alten Stadtmauer, dem dicken Turm aus dem 13. Jh., und dem alten Pfarrhaus in der Pfarrgasse war die Bergkirche, wo uns Frau Dr. Nauerth, Kirchen-Archäologin, eine ausführliche Führung bot.
Da die Kirche nicht beheizt war und wir nass bis auf die Haut, musste Edgar Meier den interessanten Vortrag von Frau Dr. Nauerth nach 30 Minuten leider abbrechen, da wir vor zittern dem Vortrag kaum noch folgen konnten.
So schnell wir konnten ging es zur Sparkasse zu dem besonderen Brunnen von dem Künstler Prof. Gernot Rumpf. Thema ist der Wein, der des Menschen Herz erfreut, wie in der Bibel häufig erwähnt. Der erste Bericht bezieht sich auf den Ursprung der Weinrebe nach der Sintflut. Daraus ist eine Legende entstanden die besagt:
Wer einen trinkt, wird fromm und zahm wie ein Lamm,
Wer zwei trinkt, gelehrig und lustig wie ein Affe,
Wer drei trinkt, stark und brüllend wie ein Löwe,
Wer aber vier trinkt, der grunzt und wälzt sich wie ein Schwein.
Diese vier Tiere sind ihrem Zustand entsprechend dargestellt. Echt toll!
Total durchgefroren ging es schnellstens zur Schlusseinkehr. Die Wärme tat gut und so sind alle bald wieder aufgetaut. Danach noch ein kurzer Spaziergang durch die Altstadt zum Bahnhof und gemütliche Heimfahrt mit der Bahn. Ein langer aber lohnenswerter Tag.
Alle Bilder stammen dankenswerter Weise von Frau Gertrud Diel.
Mit der 5. Etappe ging der Kapellen-Pilgerweg zu Ende. "Ein Weg mit der Möglichkeit, in Ruhe und Stille eine großartige Landschaft zu genießen, Gewohnheiten und allen Komfort hinter sich zu lassen, nur mit dem Notwendigsten auf dem Rücken unterwegs sein und eintauchen in die Einfachheit und Achtsamkeit des Seins“ (Thema des Weges). Der Kapellen-Pilgerweg berührte Kirchen und Kapellen die zur Ruhe und Besinnung einluden und durchquerte anmutende Landschaften zwischen tiefem Forst und Rebenmeer.