Kleine Feierstunde beim NF-Haus
Doppeljubiläum und Friedenstaube
Mit 100 in die Zukunft! Welch ein tolles, welch ein anspruchsvolles Motto zu unserem Vereinsjubiläum. Und eigentlich sollte der Vereinsgeburtstag zusammen mit vielen Bürgern und NaturFreunden ganz groß gefeiert werden. Eigentlich. Jetzt aber musste alles im ganz kleinen Rahmen beim NaturFreunde-Haus begangen werden. Auch dieses Haus hat Geburtstag. Seit 70 Jahren steht es am Waldrand am Hopfenberg mit herrlichem Blick auf Berghausen.
Bei seiner Begrüßung freute sich Frank Raupp besonders über den Besuch von Bürgermeisterin Frau Bodner, die neben der Gratulation auch die Jubiläumsgabe der Gemeinde Pfinztal überbrachte. Auch die Kindergruppe trug mit Lied- und Textbeiträgen zum Gelingen der Veranstaltung bei und wurde mit kräftigem Beifall der Anwesenden belohnt.
Paul Mehrer gab einen Überblick über die Geschichte der Berghausener NaturFreunde. Die Entstehung der Naturfreundebewegung ist mit den politischen und sozialen Freiheitskämpfen der Arbeiterklasse des 19. Jahrhunderts eng verknüpft. Gegründet 1895 in Wien fasste unsere Organisation auch bald in Deutschland Fuß. Die Ideale dieser internationalen Bewegung um das Dasein der Arbeiter zu verbessern und ihnen ein sinnvolles, menschenwürdiges Leben zu ermöglichen wurden auch hier mit viel Interesse aufgenommen und diskutiert. Und so gründeten einige Berghausener Bürgerinnen und Bürger im Jahr 1920 auch hier den „Touristenverein ‚Die Naturfreunde‘“. Es entwickelte sich in der neu gegründeten Ortsgruppe schnell ein abwechslungsreiches Vereinsleben mit vielen Wanderungen, Bildungsvorträgen und geselligen Veranstaltungen, bis dann auch für die NaturFreunde die „dunkle“ Zeit begann. Als Teil der sozialistischen Arbeiterbewegung wurden die NaturFreunde 1933 von den Nationalsozialisten verboten.
Dreizehn Jahre sollte es dann auch dauern, bis im März 1946 unsere Ortsgruppe wiedererstehen konnte. 33 Frauen und Männer fanden sich zur Gründungsversammlung ein. Der Zuspruch zu der jungen Ortsgruppe war sehr groß. Auch in dem nach Kriegsende noch dürftigen Kulturleben fanden die NaturFreunde schnell ihren Platz. Musikvorträge der neu gegründeten Zupfmusikgruppe, Volkstänze und Theateraufführungen wurden zu echten Highlights im Dorf und brachten dem Verein neue Mitglieder – vor allem Jugendliche. Kein Wunder, dass deshalb bald der Wunsch nach einer eigenen Heimstätte aufkam. Nach langen Diskussionen über die Durchführung eines solchen mächtigen Vorhabens wurde der Entschluss zum Bau eines eigenen NaturFreunde-Hauses gefasst. Fortan bestimmte der Hausbau das Vereinsleben. In mühevoller Eigenarbeit erbaute eine eingeschworene Gruppe von Idealisten das Haus, ein Haus der Begegnung - zwischen Jung und Alt - zwischen Menschen vieler Nationalitäten. Bis heute ist dieses Haus Mittelpunk der Ortsgruppe und noch immer erfüllt vom Geist gelebter Solidarität und praktizierter Völkerverständigung.
Ein Höhepunkt der kleinen Feier war die Überreichung der Friedenstaube der Badischen NaturFreunde an die Bürgermeisterin, stellvertretend für die Bürgerinnen und Bürger von Pfinztal. Sie ist das Symbol der leider wegen Corona ausgefallenen Friedenswanderung von Flensburg nach Bregenz. Mit dieser Wanderung, die auch das Pfinztal und unser Haus tangiert hätte, sollte ein sichtbares Zeichen gesetzt werden gegen den globalen Rüstungswahn und für ein friedliches Miteinander. Die Taube gilt schon seit langen Zeiten und über viele Kulturen hinweg als Symbol des Friedens. Einem Entwurf von Pablo Picasso nachempfundene Silhouette einer Taube sollte an die Wanderung erinnern. Nun geht sie als Dank für die vielfältige Arbeit von Pfinztal im sozialen und partnerschaftlichen Bereich sowie des Klima- und Naturschutzes an die Gemeinde. Bürgermeisterin Bodner nahm die Skuptur auch im Namen ihrer Kollegen entgegen und versprach, ihr einen würdigen Platz zu geben. In einer beeindruckenden Rede mit viel Sympathie für die NaturFreunde bedankte sich Frau Bodner für die Ehrung. Besonders hob sie den gelungenen Spagat der Jubilare hervor, immer mit der Zeit zu gehen und trotzdem die ursprünglichen Gedanken und Prinzipien der NaturFreunde nicht aus dem Auge verlieren und ihnen treu zu bleiben.
Eine kleine, aber durchaus gelungene Feierstunde zu unserem "Doppeljubiläum" ging zu Ende. Zufrieden - und auch ein klein wenig Stolz über das Geschaffene war zu verspühren - klang die Veranstaltung noch mit angeregten Gesprächen unter den Gästen aus.