Ein etwas anderer Ausflug
Besuch einer Kunstausstellung
Kultur ist neben vielen anderen Themen bei uns NaturFreunden ein fester Bestandteil unseres Interessenbereichs. So war es eine gute Entscheidung, einer Ausstellung zeitgenössischer Kunst einen Besuch abzustatten, zumal der Titel „Krieg und Frieden“ ganz besonders neugierig machte. Die beiden Künstler der Ausstellung aus unserer näheren Umgebung, Pável Miguel / Pfinztal und Wolfgang Kopf / Karlsruhe, treten oft gemeinsam in Erscheinung. Ihre Werke ergänzen sich hervorragend – und davon haben sie eine exzellente Auswahl präsentiert. Eine aufschlussreiche Einführungsrede (per Video) von Dr. Wolfgang Wegner öffnete unsere Blicke für die Exponate unter dem doch etwas schwierigen Titel.
So ist mit Krieg nicht nur die bewaffnete Auseinandersetzung zu sehen sondern bereits viel früher herrscht schon kein Frieden mehr. Die überdimensionale Skulptur des Einkaufswagen-Schiebenden „Sisyphos“ von Pável Miguel deutet auf den alltäglichen Konsumterror hin, dem wir uns so leicht aussetzten. Mit dem Bild „Was bleibt“ von Wolfgang Kopf, einer leeren Einkaufstüte neben einem Totenschädel bleibt man im Ungewissen, ob der Titel Feststellung oder Frage ist. Die „Bestie der Bestien“ ist bei Miguel nicht der Hai, der sein zähnebewehrtes Riesenmaul weit aufreißt, sondern der Mensch, der ihn in seiner Gier schon halb verschlungen hat. Ganz in seinen Bann zieht das Gorilla-Portait von Kopf den Betrachter. Schaut doch der uns engste verwandte Primate mit großen, flehenden Augen in den Raum und trifft uns – egal wo wir stehen – mit dem Hilferuf ‚nimm mir nicht den letzten Lebensraum’. Versöhnlicher gehen Kopf’s Werke „Frieden der Knöpfe“, sowie „Love is all we need“ mit dem Betrachter um – wobei er mit seiner Serie von Kinderbildern uns genau die Antwort gibt, wer am schlimmsten unter Krieg, Flucht und Vertreibung leidet. Mit „Exodus“ wird das Spannungsfeld zwischen Angst und grauer Vergangenheit auf der einen Seite, aber auch dem farbigen Hoffnungsschimmer deutlich. Pável Miguel, der Provokateur, hält uns in seinen Arbeiten den Spiegel vor. Anspielungen an unseren nicht gerade friedfertigen Umgang mit der Natur und den Ressourcen sind bei seinen Werken immer zu finden. So ersetzt er in seinem „Wald“ die Bäume durch Äxte, die ihn gefällt haben – und den nicht aufhörenden kriegerischen Auseinandersetzungen unserer so zivilisierten Menschheit stellt er seine Skulptur mit dem alles beschreibenden Namen „Scheißkrieg“ entgegen. Der Symbolik und der Aussagekraft dieses pömpelbewehrten Panzers ist nichts mehr hinzuzufügen.
Es war ein interessanter Nachmittag mit vielen nachhaltigen Eindrücken, alle Teilnehmer waren mit dem Erlebten hoch zufrieden. Und ganz besonders gelungen war dieser etwas andere Ausflug durch die Anwesenheit von Pável Miguel, der sich extra für uns viel Zeit genommen hat. Ihm gilt ein besonderer Dank!